In einer Festschrift von 1994, die anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Spar- und Darlehnskasse Hagen geschrieben wurde, wird auch die Geschichte der Spar- und Darlehnskasse Kloster Oesede dargestellt. Beide Genossenschaftsbanken fusionierten 1992 und feierten 1994 gemeinsam das Jubiläum der Hagener Genossenschaftsbank unter der Firmierung Volksbank Georgsmarienhütte-Hagen eG – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur heutigen Volksbank GHB.

Kloster Oesede – 19. Februar 1899

Die Spar- und Darlehnskasse eGmuH Kloster Oesede wurde am 19. Februar 1899 gegründet. Als Vorstand wählte die Versammlung

  • Franz Hüsing, Bauer, als Vorsitzenden (bis 1924),
  • Eberhard Teupe, Bauer, (bis 1911),
  • und Heinrich Ostermann, Bauer, (bis 1924).1

Heinrich Ostermann übernahm die Geschäftsführung, war somit der Rendant der Genossenschaft. Die Geschäfte führte er im Nebenamt, heute würden wir sagen als „Nebenjob“, neben der Leitung seines eigenen Hofes. Die erste Geschäftsstelle befand sich daher auch auf seinem Hof (siehe unten).2

Heinrich Ostermann, Vorstand 1899 bis 1924 (Quelle: Festschrift 100 Jahre VB GMHütte-Hagen, 1994, S. 50)

Dem ersten Aufsichtsrat gehörten

  • Friedrich Suttmeyer, Bauer, (bis 1932),
  • Georg Borgel, Kaplan, (bis 1901),
  • Andreas Gatzemeyer (bis 1904) an.

Gatzemeyer war Lehrer. Er stammte aus Duderstadt (Eichsfeld) und war mit der Tochter des Mühlenbesitzers Suttmeyer verheiratet. Gatzemeyer war u.a. Gründer und Dirigent des Kirchenchors Cäcilia. Nicht selten waren es Pastöre, Lehrer und Kaufleute, die Ämter in den Genossenschaften übernahmen und nicht zuletzt auch in anderen Rollen im Dorf in Erscheinung traten, etwa als Gründer von Vereinen oder Initiatoren von Einrichtungen, wie Krankenhäusern oder dergleichen.3

Franz Hüsing, Aufsichtsratsvorsitzender 1899 bis 1924 (Quelle: Festschrift 100 Jahre VB GMHütte-Hagen, 1994, S. 49)

Geschäfte und Geschäftsstellen

Auch diese Genossenschaft gehörte dem Verband hannoverscher landwirtschaftlicher Genossenschaften an. Der Geschäftsumfang war gering, meist waren es Kredite, die angefragt wurden, kleinere Spareinlagen wurden getätigt, ab und zu waren Erbauseinandersetzungen oder Verschuldungen zu klären. Über die Vergabe von Darlehn entschieden Vorstand und Aufsichtsrat in ihrer monatlichen Sitzung.4 1924 übergab Ostermann die Geschäftsführung an den Kaufmann Hermann Hollenberg, den Betreiber der Gastwirtschaft „Zum Paradies„. Die Geschäftsstelle wurde ebenso in die Gastwirtschaft verlegt. Bereits zwei Jahre später wechselte die Geschäftsführung erneut: Der Schuhmacher Johannes Peping übernahm nebenamtlich die Geschäftsführung (bis 1954). Die Geschäftsstelle befand sich nun in seinem Haus an der Straße Im Sutarb.5 Feste Geschäftszeiten wurden übrigens erst 1925 eingeführt – bis dahin klopfte man einfach beim Rendanten, wenn es notwendig war oder man gerade vorbei kam und den Weg ins Dorf mit der Erledigung seiner Bankgeschäfte verbinden wollte. Besonders beliebt war die Zeit nach dem Gottesdienst am Sonntagvormittag.

Hof Ostermann, um 1928 (Quelle: Festschrift 100 Jahre VB GMHütte-Hagen, 1994, S. 50)

 

1. Festschrift 100 Jahre VB GMHütte-Hagen, 1994, S. 47.

2. Ebd.

3. Schlütz, Frauke: Ländlicher Kredit. Kreditgenossenschaften in der Rheinprovinz (1889-1914) (Schriftenreihe des Instituts für bankhistorische Forschung 25), Stuttgart 2013, S. 220-222.

4. Festschrift, S. 48.

5. Ebd., S. 49.