Schauen wir noch mal nach Kloster Oesede. Hier wurde 1955 mit dem Bau des Bankgebäudes am Marktplatz begonnen. Am 2. November 1956 schrieb die Neue Tagespost: „Nach endlich und glücklich gelöster Grundstücksfrage konnte nun bei vorläufiger Gestaltung des Marktplatzes an diesem, also in zentraler Lage der wachsenden, weitverzweigten Gemeinde, der Neubau erstehen.“1 Das neue Bankgebäude war Teilabschnitt eines geplanten, neuen Gebäudeblocks am östlichen Teil des neuen Marktplatzes, an der Hauptstraße. Geplant und gestaltet wurde der Bauabschnitt von dem Osnabrücker Architekten Franz Mellmann.

Kloster Oesede wächst – der neue Marktplatz entsteht

Wer in längeren Zeiträumen nach Kl. Oesede kommt, ist immer wieder erfreut über die rege Bautätigkeit. Man kann schon gar nicht mehr von einem Standort aus die vielen, vielen Häuser zählen mit ihren leuchtenden Dächern und ihren hellen Außenwänden, die sich in der weitgedehnten Siedlung ‚Nordfeld‘ […] aufreihen an den neuen Straßen und Wegen. […] Auch das Gelände zwischen der den Ortskern durchziehenden Straße Oesede-Steiniger Turm und der Gastwirtschaft Everwien (Frankenberg), früher mit seinen hochragenden Bäumen ein Wahrzeichen des Dorfes, hat sich gewandelt. […] An der Ostseite erhebt sich ein schmuckes Geschäftshaus, mit seiner Front dem Gelände zugewandt, als wollte es schon die Richtung angeben zu dem Marktplatz hin, der hier entstehen wird.“2

Geplant wurde am Marktplatz das neue Bankgebäude der Raiffeisenkasse, ein Neubau für die Sparkasse, Gebäude für die Gemeindeverwaltung mit neuem Postamt, zudem weitere Geschäftshäuser. Die Planungen zogen sich allerdings hin. Im April 1955 kam schließlich ein „großes Angebot an Behördenvertretern“ zu einem Vororttermin zusammen, um endlich eine Entscheidung über die genaue Anlage des Marktplatzes zu treffen.3 Anwesend waren u.a. Vertreter der Straßenbaubehörde, der Regierung, des Landkreises, der Ortsplaner Feldwisch-Drentrup und Franz Mellmann. Dieser Termin mit den anschließenden Besprechungen war endlich der Startschuß für den Baubeginn und damit für das neue Bankgebäude, eines der ersten neuen Gebäude am Marktplatz, mit dessen Bau, nach einem Bauplatztausch, noch 1955 begonnen werden konnte.

Neues Bankgebäude der Raiffeisenkasse Kloster Oesede: Geschäftsstelle und Dienstwohnung (Quelle: Festschrift 100 Jahre VB GMHütte-Hagen, 1994, S. 59).

Neues Bankgebäude der Raiffeisenkasse Kloster Oesede

Schon von der Straße her hat man über die breite Eingangstreppe hinweg, einen guten Einblick in den schwarz-rot, farblich kühn, aber fein getäfelten Windfang hinein. Dieser, mit seiner kunstschmiedeeisern nobel gestalteten großen ‚Haustür‘, steht zu den lichten, vorwiegend in Grau sich darbietenden Kassenräumen im schönen Kontrast. Von den Kassenräumen selbst fallen besonders ein selten so gesehener, schwarz-rot-gold gehaltener Kassentresen, der gute Bodenbelag, die gold-gelben Behänge sowie alles bestens passende Mobiliar ins Auge. Sitzungszimmer, Vorstandsraum, Garderobe und Toiletten, alle anschließend im Erdgeschoß mitgelegen, fanden modernste Gestaltung, wobei trotzdem alles aufs zweckdienliche abgestimmt wurde und nichts feudal wirkt. Das gleiche läßt sich von der oben gelegenen Rendantenwohnung sagen. Allüberall ist des Architekten feinsinniger Geist und der ausführenden Handwerker saubere und solide Art zu spüren sowie der Lieferanten Qualitätsware auszumachen. Mit der Erstellung dieses Raiffeisenneubaus hat man in Kl. Oesede die Marktplatzgestaltung bestens begonnen.“4

Artikel in der „Neue Tagespost“ (2.11.1956) – Blick in die neue Schalterhalle.

Die Dienstwohnung im oberen Stockwerk bezog die Rendantin Sophia Knollmeyer gemeinsam mit „Familienangehörigen“ des verstorbenen Rendanten Johannes Peping. Am Bau des neuen Bankgebäudes waren diverse regionale Firmen beteiligt, u.a. die Firma David Rohling aus Oesede (Rohbauarbeiten), die Firma Philipp Balsing aus Kloster Oesede (Zimmerarbeiten), die Firma Friedrich Averdieck aus Oesede (Dachdeckerarbeiten) sowie die Firma Eberhard Schweer aus Kloster Oesede (Klempnerarbeiten).5

Am 1. November 1956 fand nach der kirchlichen Weihe der Räume ein „kleiner Festakt im engen Gästekreis“ statt: „Alle waren voll des Lobes und der Freude über das so vorzüglich gelungene Werk, das man seit 1950 geplant hatte.6

 

1. „Alte Kasse im neuen Hause“, Neue Tageszeitung 2.11.1956 (Zeitschriftensammlung des Heimatvereins Kloster Oesede e.V.). Wir danken dem Heimatverein Kloster Oesede e.V. ganz herzlich für die nette Unterstützung.

2. „Am ‚Marktplatz‘ Gebäude für Sparkasse, Gemeindeamt, Post“, Neue Tageszeitung 23.11.1953 (Zeitschriftensammlung des Heimatvereins Kloster Oesede e.V.).

3. „Marktplatz in Kl.Oesede“, Neue Tageszeitung 19.4.1955 (Zeitschriftensammlung des Heimatvereins Kloster Oesede e.V.).

4. „Alte Kasse im neuen Hause“, Neue Tageszeitung.

5. Festschrift 100 Jahre VB GMHütte-Hagen, 1994, S. 59.

6. „Alte Kasse im neuen Hause“, Neue Tageszeitung.